Willi Fobbe - ein kurzes Leben

05. Willis Briefe - 28.1.44

 

Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 28.1.44

 

Meine Lieben!

Die besten Grüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi. Mir geht es noch gut und ich hoffe auch das gleiche von euch. Heute hatten wir Besichtigung. Da wir so gut abgeschnitten haben, haben wir einen halben Tag dienstfrei und da bietet sich auch mal wieder die Möglichkeit zum Schreiben. Wie ich heute gehört habe, hat der Tommi auch Dortmund wieder angegriffen. Hoffentlich ist Lisbeth5 und Onkel Wilhelm6 nichts passiert. Ich habe denen auch schon so lange geschrieben, aber ich habe noch keine Antwort wieder bekommen. Ich muss annehmen, dass da irgendetwas nicht in Ordnung ist, aber ich will das Beste hoffen. Ich lege euch noch 2 Päckchenmarken zu, wenn ihr was schicken wollt, könnt ihr das tun. Hier gibt es auch nicht viel Neues. Vom Krieg bekommen wir überhaupt nichts mehr zu hören. Wir wissen überhaupt nicht, dass noch Krieg geführt wird, hier gibt es keine Zeitung und auch kein Radio. Ich bin auch im Laufe dieser Woche mal in eine etwas größere Stadt gekommen und da gibt es auch noch allerhand zu kaufen. Vor allem Schmucksachen und Uhren, auch wunderbare Spielsachen für Kinder. Ihr könnt mir ja mal Geld schicken. Es darf jede Woche 32 RM geschickt werden. Ihr könnt aber ruhig [ruich] mal so was in Briefe legen. Nun will ich schließen in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Es grüßt euch vielmals euer Willi.

Viele Grüße an Familie Willerscheidt!7

 

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5Schwester in Dortmund, verheiratet mit Heinrich Kastrup

6Oma Marias Mann, zu dem Zeitpunkt an der Front in Russland, seit Januar 1944 eingesetzt bei der Belagerung Leningrads

7Hermann und Wilhelmine Willerscheidt, Schwester von Oma, lebten ebenfalls im Willis Heimatort