Willi Fobbe - ein kurzes Leben

05. Willis Briefe - 14.5.44

 

Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] 14.6.[5].44

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi.

Habe euer liebes Briefchen vom 1.5. mit großer Freude erhalten. Wie ihr schreibt, seid ihr ja noch alle gesund, das gleiche kann ich von mir auch sagen. Außer den kleinen Dieter, der hat ja den Ziegenpeter, der arme Junge ist ja zu bedauern. Auch habe ich gestern das Päckchen von Judiths Bernhard erhalten. Das Gebäck und der Speck hat sehr gut geschmeckt. Sonst habe ich ja keinen Speck gegessen, aber jetzt ist es doch anders. Wir waren zu einem Manöver weg und da war das Brot alle. Da habe ich das ganze Stück Speck so aufgegessen. Beim Kommis lernt man alles. Auch Speck essen. Ich kann bloß nicht verstehen, dass ihr mein Päckchen nicht bekommen habt, das ist nun schon bald sechs Wochen unterwegs. Das wird wohl durch die vielen Bombenangriffe verloren gegangen sein. Aber ich habe schon wieder eins zusammen. Das werde ich in den nächsten Tagen abschicken. Auch habe ich wieder zwei Päckchenmarken, die ich mitschicke. Bei euch gibt es ja auch wieder allerhand neues. Meiers Jürgen ist gefallen, und Steinhofs Karl hat beide Füße erfroren, das ist auch schrecklich für die Eltern, so als einziger Junge. Aber wer weiß, was der Krieg noch alles mit sich bringt. Hoffentlich ist das alles bald vorbei. Sonst wüsste ich nicht viel neues. Nun will ich schließen in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Seid vielmals gegrüßt von eurem Willi.

Einen Gruß fürn Dieter.

 

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