Willi Fobbe - ein kurzes Leben

05. Willis Briefe - 24.6.44

 

Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

Frankreich, den 24.6.44

 

Meine Lieben!

Die besten Grüße sendet Euch euer Willi. Da ich schon lange nichts mehr von euch gehört habe, muss ich doch mal anfragen, wie es euch geht. Ich will ja hoffen, dass ihr noch alle gesund seid, welches bei mir auch der Fall ist.

Gestern habe ich Post von Margrete und von Lisbeth bekommen. Die haben euch ja beide besucht und Tante aus Rheinhausen ist auch mal wieder eine ganze Woche bei euch.12 Hoffentlich erholt sie sich gut. Ich wünsche ihr alles Gute. Ich bin nun auch schon drei Wochen im Einsatz, aber ich habe bisher immer noch Glück gehabt. Nur meine ganzen Sachen sind verbrannt. Ich habe nur noch das, was ich am Leibe trage. Meinen Brief mein Bild, nichts habe ich mehr von euch und ich würde mich freuen, wenn ich noch ein paar Fotos von euch bekomme.

Ich glaube ihr möchtet auch gern mal wissen, wo ich liege. Ich liege ungefähr 5klm vor Parantemcour13. Das größte Unglück hier sind die Fliegen, die fressen einen bald auf. Wie mir Lisbeth schrieb, habt ihr auch wieder eine neue Kuh. Hoffentlich habt ihr da Glück mit. Was machen die schönen Kirschen. Es ist ja schade, dass ich jetzt nicht bei euch sein kann. Hoffentlich hat der Krieg hier bald ein Ende und wir kommen gesund wieder nach Hause. Was macht der Dieter und der Friedhelm. Nun will [ich] schließen. In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen grüßt euch euer Willi. Schickt mir mal wieder sämtliche Adressen von allen, damit ich mal wieder schreiben kann.

 

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12Meist waren das Besuche, weil es im Ruhrgebiet zu gefährlich war. Ob das in diesem Fall auch der Grund war, weiß ich leider nicht.

13Ortsname war nicht genau zu entziffern. Eventuell ist Carentan gemeint.