Inhaltsangabe

INHALTSANGABE ZU "NACHRICHTEN AUS FUHRLAND"

1) Allgemeines

Genre: Roman mit dramatischen und lyrischen Elementen sowie einigen Kochrezepten

Umfang: 51267 Wörter, 152 Seiten, ca. 2400 Anschläge pro Seite

Perspektive: Der Autor nimmt die Perspektive verschiedener Romanfiguren ein, sodass eine Kollage verschiedener personaler Erzählsituationen im Stil einer Live-Berichterstattung mit Kommentaren

entsteht.

2) Teaser

Die zwei Radioredakteure PW Frey und PW Loke aus der schier unendlichen Stadt Fuhrland, die ihr Liefersystem perfektioniert hat, bringen durch die Veröffentlichung seltsamer Manuskripte aus dem vermeintlich idyllischen Dorf Lükentrop sowohl ihre als auch die Lükentropper Welt ins Wanken.

3) Kurze Zusammenfassung

Die zwei Radioredakteure PW Frey und PW Loke veröffentlichen im Fuhrlandfunk ihrer völlig auf Senden und Empfangen ausgerichteten, postalisch durchorganisierten Stadt merkwürdige literarische Erzeugnisse des Metzgereigewerbevereins aus Lükentrop. Die Nachrichten und Anweisungen, die sie eigentlich senden sollten, um die Stadtbevölkerung auf Effizienz zu trimmen, weichen immer wieder den kuriosen Beobachtungen, Kochrezepten, lyrischen Versuchen und vor allem Berichten über sonderbare Rituale dieser anderen Welt, bis sich die Direktion der Stadt einschaltet und den Spuk beenden will. Als sich herausstellt, dass zwei Kinder, die in Fuhrland verschwanden, plötzlich in Lükentrop auftauchen und sich zudem noch ein Konkurrenzsender zum Fuhrlandfunk etabliert, drohen sowohl Fuhrland als auch Lükentrop im Chaos zu versinken.

4) Lange Inhaltsangabe

Der vorliegende Roman ist in seiner Grundstruktur wie eine regelmäßig ausgestrahlte Nachrichtensendung aufgebaut. Der Leser findet keinen zusammenhängenden Erzähltext vor, sondern eine Kollage aus Nachrichten, Dialogen, Kommentaren und Erzählungen.

Die Radioredakteure, PWs (Postweise) genannt, Loke und Frey haben die Aufgabe, allen Fuhrländern die neuesten Regelungen der Postdirektion als Errungenschaften der auf Effizienz ausgerichteten Ordnung der Stadt über den Fuhrlandfunk nahezubringen, sie sogar regelmäßig auf den Erhalt des Systems einzuschwören. Dies tun sie mit Erfolg, die Stadt funktioniert. Die meisten Nachrichten haben eine systemstärkende positive Grundbotschaft, alles läuft wie am Schnürchen. Durch vereinzelte Tagesmeldungen bekommt der Leser allerdings auch kleinere Missgeschicke der sonst stets als weise bezeichneten Postdirektion mit. Die Stadt ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt, von denen jedem eine besondere Aufgabe zugeordnet ist: Postdirektion, Klinik, Spezialisten für Formularen, Überprüfung der Zustellfahrzeuge, Logistikzentren, Lagerplatz für fehlgeleitete Pakete, Nahrung, usw.

PW Frey taucht zu Anfang der Handlung allerdings auch mit einem Stapel vermeintlich alter Manuskripte im Fuhrlandfunk auf, die den beiden Moderatoren Kopfzerbrechen bereiten, weil sie nicht zu ihren sonstigen Meldungen und zu ihrer Stadt passen. Es handelt sich dabei um Blätter aus dem „Boten des Metzgereigewerbevereins“, in dem die Idylle Lükentrops und seiner Bewohner in Erscheinung treten. Trotz unguten Gefühls und nach mehrmaliger Rückversicherung bei der Postdirektion beginnen sie, den Fuhrländern aus dem „Boten des Metzgereigewerbevereins“ vorzulesen.

In diesen Blättern berichten hauptsächlich Heswickers Erna und Schlüten Fritz über ihre Beobachtungen und Erlebnisse im Dorf Lükentrop und über die Durchführung der jährlichen Rituale am Ende des Lükentropper Jahres. Diese Feierlichkeiten bestehen aus einer Folge von sieben zunehmend obskurer und brutaler werdenden Katzenritualen.

Ihre Beobachtungen wiederum beziehen sich hauptsächlich auf die heimlichen Lükentropper Hauptprotagonisten Wittkopps Guste und Röwekamps Hartmut, die die Ordnung in Lükentrop stören, indem sie in den Wald gehen und eine Zuneigung für Katzen entwickeln, was überal in Lükentrop als anstößig gilt.

In Fuhrland sind Katzen übrigens genauso verhasst wie in Lükentrop. Dort gibt es sogar einen zuständigen Postweisen für Katzenkunde, PW Wodensul, der allerdings zum Zeitpunkt der Handlung nicht mehr an der Postuniversität lehren darf.

Nun geraten die Dinge in Fuhrland zunehmend außer Kontrolle. Zunächst wird im Fuhrlandfunk über einen Boten berichtet, der plötzlich unerklärliche Angst hat, Pakete in die Seeburger Straße auszuliefern. Die Pakete tickten und der Absender dieser Pakete sah unheimlich aus. Dann verschwindet der Postbote Hugin, obwohl oder weil er unter medizinischer Beobachtung steht. Auch sein Sohn Diez Hugin verschwindet, weil er einer Katze nachläuft, in der Hoffnung, dass sie ihn zu seinem Vater führt. Die Katze allerdings verschwindet in einem Haus und taucht nicht wieder auf. Dann verschwinden der Mediziner Heimthal und ein kleines Mädchen, Dej Frigk, aus einem anderem Bereich der Stadt.

Im Laufe der Handlung stellt sich heraus, dass Heimthal einen Konkurrenzsende in der Stadt errichtet, dass Hugin von Heimthal entführt wurde, weil er ihm helfen sollte, die Grenzen Fuhrlands zu finden. Munin, ein ehemaliger Student der Postuniversität, ist dabei der Helfer dieser Revolte. Über Munin erfährt der Leser am Ende des Romans, dass er der vor langer Zeit untergetauchte und in Misskredit geratene Postweise namens Zweifrost ist. Eine Person, die durch die Postdirektion als Gefahr für die Ordnung eingestuft wurde.

Inzwischen bereiten sich die Lükentropper auf ihre Rituale vor, bei denen immer wieder Katzen leiden müssen. Zunächst werden Katzenknochen und Ulmenstäbe überall in der Stadt aufgehängt, dann gibt es einen Tanz auf dem Dorfplatz, das Fell einer frisch erlegten Katze wird ausgestellt. Es folgen die kleine Katzenhatz, an der die Kinder teilnehmen, und die erste große Jagd, die am Waldrand von Lükentrop stattfindet, bei der allerdings Wittkopps Guste am Arm verletzt wird, weil sie sich im Wald aufhielt um dort den Katzen eine sichere Zuflucht zu errichten.

Als Diez Hugin und Dej Frigk plötzlich in Lükentrop auftauchen, erfolgt vor den Augen der verschreckten fremden Kinder eine blutrünstige letzte Jagd auf alle Katzen. Ein Sturm beginnt und alle Lükentropper bringen sich hinter mit Katzenfellen gesicherten Fenstern in Sicherheit. Sie hoffen während der nächsten Tage auf die Beruhigung sowohl des Wetters, als auch der Gemüter. Doch noch kann keine Ruhe einkehren. Die beiden Kinder aus Fuhrland stören die Ordnung Lükentrops durch ihre bloße Anwesenheit. Sie retten sich vor den grausigen Lükentroppern in den Wald zurück, wo sie auf ein Gebäude klettern, das Guste und Hartmut als Schutzraum für die Katzen errichtet hatten. Sie verschwinden erneut. Ebenso verschwindet Hartmut Röwekamp aus Lükentrop.

Vom Fenster des Piratensenders in Fuhrland glauben Munin, Zweifrost, Heimthal und der Moderator Frey, der inzwischen ebenfalls zu den Aufrührern gestoßen ist, zu sehen, wie diese drei Lükentropper plötzlich über die Seeburger Straße in Fuhrland gehen.

Schlussendlich schreitet jedoch die Postdirektion im Kampf um die Wiederherstellung der Ordnung ein und verhaftet sowohl die Aufrührer des Piratensenders als auch die verschwundenen Kinder.

In einer Gerichtsverhandlung wird versucht die merkwürdigen Vorkommnisse zu erhellen, doch es zeigt sich, dass alles nur ein Produkt der Fantasie war, die einer der Mediziner der Postuniversität wissentlich mithilfe eines anregenden Tranks befördert hatte um einen Weg aus den engen gesellschaftlichen Zwängen aufzuweisen - und sich einen Spaß zu erlauben.

Eingestreut in die Handlung sind Kochrezepte, die den Lükentroppern helfen sollen, der Katzenplage Herr zu werden, ein wenig „Lyrik aus stillen Ulmen“ von Röwekamps Hartmut, Klatsch und Tratsch sowie die Gedanken des Wörtners Lieblich.

Auf einer weiteren Erzählebene finden sich am Ende jedes Kapitels Dialoge der Ulmensplintkäfer, die sich irgendwo zwischen Fuhrland und Lükentrop einen letzten Ulmenwald gesucht haben und philosophierend ihrem Ende entgegenknabbern.

5) Hat das ganze eine Botschaft?

Nein, es ist in Wahrheit kein Spaß. Sondern der Versuch gleich zwei Systeme als unmenschlich zu entlarven. Die mittelalterlich anmutenden Rituale Lükentrops, fast schon religiöser Natur, stehen der von sich selbst überzeugten, fortschrittsgläubigen Gesellschaft gegenüber, die alle zu Lieferanten oder Konsumenten macht. Selbst in engmaschigen Systemen aber bricht sich der freie Geist Bahn. Guste in Lükentrop tut etwas Unvorstellbares, indem sie gegen überkommene Regeln verstößt, während PW Heimthal in Fuhrland in ein funktionierendes System eingreift, dass sich vom Humanismus längst verabschiedet hat.

Leider sind die Kräfte, die den freien Geist behindern wollen, in beiden Fällen stärker.