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Ein Mini-Essay über die Zeit des Menschen
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Ein Mini-Essay über die Zeit des Menschen

 

Die Ewigkeit war natürlich schon lange da. Sie wird wohl auch noch ein wenig weitergehen. Man fragt sich trotzdem: Wann kommt die Zeit ins Spiel?
Anfang und Ende sind natürlich da.
9 Monate vor der Geburt ist der Anfang, das ist klar, da lässt sich nichts dran rütteln.
Beim Ende wird es schon schwieriger. Man kann fragen: Wann hört das Leben auf, wann hört der Körper auf. Das Leben hört in der Regel eher auf, als der Körper. Der Verwesungsprozess ist meist nebensächlich. Am Ende zählt das Leben, das aufhört, nicht die zerfallende Hülle.
Man kann auch nach der Seele fragen, hört sie auf? Wenn es sie gibt, hat der Mensch drei Zeiten:
1. Das Leben von der Befruchtung bis zum Tod.
2. Den Körper von der Befruchtung bis zum Zerfall.
3. Die Seele von vorher bis nachher.
Diese drei Zeiten muss der Mensch in seinem Leben vereinen. Von dem Augenblick, da er das weiß, wird er sein Leben nach der Zeit richten, nicht mehr nach dem Raum, nicht mehr nach Kontakten. Vor der Zeitempfindung steht die Raumempfindung, davor die Körperlichkeit. Der Mensch wartet nicht auf die nächste Situation, er sucht sie im Raum. Wo ist die Brust der Mutter, wo lächelt mich jemand an. Man schaut aus der Wiege, man lokalisiert. Es heißt nicht wann kommt Mama, sondern wo ist sie.
Das gilt solange, wie man sich nicht selbst bewegen kann. Vielleicht dauert es beim Menschen länger, laufen zu lernen, als beim Tier, weil er die Zeit nicht mag. Er mag den Raum. Er möchte sich nicht fortbewegen, er will gefüttert werden und genießen. Bewegung ist Arbeit, ist Zeit, nicht Raum.
Stell dir vor, du wärst isoliert, eingesperrt, es gibt nichts, was dir Bewegungsfreiraum lassen würde, es gibt nichts was dich anzieht, nichts was du verlangst. Du denkst, schläfst, isst dauernd, aber die Zeit würde keine Rolle spielen. Du befindest dich in einem starren Zustand.
So, wie es mit dem einzelnen Menschen ist, ist es mit der Welt. Am Anfang war die Starre, alles war fest, das Sonnensystem ein Atom im Raum, kühl und starr. Mit der Wärme gerieten die Moleküle in Bewegung, sie tanzten und auch das Sonnensystem  tanzt, bewegt sich kreist und beginn Zeit zu durchleben, Zeit zu sein.
Aber irgendwann kühlt es vielleicht wieder ab und die Bewegung verlangsamt sich und die Zeit wird wieder Raum.