Dicht wie Löcher eines Siebes stehn
Fenster beieinander, Gespenster beieinander
drängend fassen Häuser sich so dicht an,
daß die Straßen, dass die Gassen
Grau geschwollen wie Gewürgte stehn.
Ineinander dicht hineingehakt
Sitzen in den Trams,
die zwei Fassaden Leute,
wo die Blicke eng ausladen
Und Begierde ineinander ragt.
Unsre Wände sind so dünn wie Haut,
Daß ein jeder teilnimmt, wenn ich weine.
Flüstern dringt hinüber wie Gegröhle:
Und wie stumm in abgeschlossner Höhle
Unberührt und ungeschaut
Steht doch jeder fern und fühlt: alleine.
Der Text stammt von Alfred Wolfenstein (*1883+1945)
Das Beitragsbild stammt von Ernst Ludwig Kirchner (*1880+1938)