Ich rücke mir ein Quäntchen näher,
Bald habe ich den Kern entdeckt,
Der das Wesen meines Wesens
Tief in sich vor mir versteckt.
Ich muss noch etwas schärfer schauen
Und seh genau, wo ich ankam.
Damit ich mich genau verorte,
Bin ich wohl zu unaufhaltsam.
Dann rück ich weit ab von dem Standpunkt,
Den ich gestern noch bezog,
Und sehe nun von meiner Reise,
Wo mein Lebensweg sich bog.
Ich muss noch etwas schärfer schauen,
Und seh genau wie ich so ging.
Nur wo ich jetzt gerade bin,
verbirgt sich weiter meinem Sinn.
Die Wirkung meiner Wenigkeit
Ist deshalb ungenau bestimmt.
Mir ist jetzt klar, warum ich unscharf
Durch die Seele zu mir dring.
Denn je tiefer ich durchschaue,
Was ich tief im Innern bin,
Desto weicher der Impuls,
Dem ich folgte, als ich ging.
Hab ich mich wirklich ganz beisammen
Oder bin ich teils schon fort?
Auf jenen alten Reisewegen,
Und manchmal schon im nächsten Ort?
Gestern werde ich vergessen,
Morgen kannte ich mich schon!
Das ist die alte Heisenbergsche
Unschärferelation.
Ich bin in echt und in Gedanken.
Ich bin nicht hier und nicht nur jetzt.
Ich bin alleine, doch Neuronen
Sind mit anderen vernetzt.
Ich bin kein Zustand, keine Reise,
Bin nicht hier und jetzt genau.
Ich waber weiter wellenweise
Und niemals dort, wohin ich schau.
Bildnachweis; Ernst Barlach: Symbol der Erkenntnis, 1905
Ernst Barlach (*1870+1938)
Werner Heisenberg (*1901+1976)