Ich geh
Den kalten Weg zurück durch tiefen Schnee,
Sacht über dünnem Eis auf einem See,
Der meine Träume birgt. Wenn ich sie seh,
Tut mein Herz weh.
Ich geh, ich geh.
Der Weg zurück
Entzieht sich im Schneetreiben meinem Blick
Und trotzdem schreite ich ihn Stück für Stück.
Was hinter mir bleibt ist, ein fades Glück
Des Augenblicks,
Ich will zurück.
Ich wag
Den Sprung zurück aus dieser Gegenwart,
Dreh Stund um Stunde und dreh Tag für Tag
Bis ich am Anfang bin, zurück auf Start.
Was hoffte ich?
Was wollte ich mit mir? Ich weiß es nicht!
Und wenn mein Spiegel sagt, in deinem Gesicht,
Sieht man dein Glück, dann stimmt, dann stimmt das nicht!
Was hoffte ich, was hoffte ich?
Ich wag
Den Sprung zurück aus dieser Gegenwart,
Dreh‘ Stund‘ um Stunde und dreh‘ Tag für Tag
Bis ich am Anfang bin, zurück auf Start.
Im Eis entdeck‘ ich Träume, blau und weiß,
Die ich zurück zu mir aus kalter Tiefe reiß.
Mein Ich zerbirst und es versinkt im Eis.
Ich werde weiß,
Ich werd‘ zu Eis, ich werd‘ zu Eis.
Nun geh,
Ich ganz tief unter Eis durch einen See.
Und wenn ich `rauf schau oben in die Höh,
Kann ich mich noch auf Eis spazieren sehn.
Zu zweit,
Ein Ich im Eis und eins in Wirklichkeit,
Den kalten Weg zurück so weit, so weit,
Durch tiefen Schnee in die Unendlichkeit.
Bildnachweis: Ernst Barlach: Schäfer im Sturm. 1907
Ernst Barlach (*1870+1938)