036 Ulmensplintkäfer

Ich lieg im Haus so rum,

Ich bin wie Holz so stumm,

Da steht vor mir ganz krumm

Ein Tag und fragt: Warum

 

Liegst du bei Sonnenschein

Im Haus so ganz allein?

Willst du nicht glücklich sein?

Ich lass mal Leben rein.

 

Auch meine Uhr zeigt Tag,

Doch ich lieg, wie ich‘s mag

In meinem Tagessarg,

Nur seine Frage nagt.

 

Der Bohrer dringt schon wieder etwas tiefer.

Mein Körper streubt sich gegen Ungeziefer.

Der Tag ist laut, ich hatte Ruhe,

Doch um so lauter rief er: Hör mir zu!

 

Da zuckt mein Fuß einen Gruß.

Da ist noch Leben ab und zu.

 

Es nagt am Holz, im Holz ein kleiner Käfer.

Er nagt bei Tag, er nagt des Nachts, er ist kein Schläfer.

Fremdes Leben dringt täglich immer tiefer,

Der Fraßgang weit verzweigt, mein Ego immer schiefer.

 

Du sitzt im Holz so rum,

Du bist wie Holz so dumm,

Denkst nicht an die Zukunft,

Schon ist die Ulme krumm.

 

Ressourcen reichen kaum

Für jeden Lebenstraum.

Ich will nur einen Baum,

Um ihn mir anzuschauen.

 

Die letzte Ulme, stumm,

Steht so am Bach herum,

Sie ist ganz schief und krumm.

Bald fällt die Ulme um.

 

In das Holz,

Ein kleines bisschen tiefer.

In das Holz, was soll der Stolz

Bei einem Wurm bei einem Käfer.

Ach was soll‘s!



Da der Ulmensplintkäfer Schlauchpilze auf die Ulme überträgt, vernichtet er seine eigene Lebensgrundlage. Das geht so nicht!