105 Ein Sakrileg

Gestern lief ich unbedarft

Mit bloßem Fuß durch grünes Gras.

Da maulten weise Frauen rum:

„Bei Gott, das ist ein Heiligtum!“

Es grasten Pferde hier im Hain,

Ein alter Baum stand ganz allein.

Da nahm ich einfach eine Axt

Und hab den Baum ganz klein gehackt.

Zum Glück zerschmolz das goldne Kalb!

Zum Glück zerbrach der Tempel bald!

Ich liebe meinen Bildersturm,

Bin laut, kein frommer Wurm.

Mein Gott das war ein Heiligtum!

Mein Gott das war ein Heiligtum!

Ich rupfe aus dem Rosenkranz

Den Stein, mit dem ich freitags tanz.

Ich tret‘ dein neues Display ein

Und tanz mit dir im Heilgen Hain.

Wer nahm Marias Jungfernhaut?

Wer hat dem Engel Erz geraubt?

Bei Gott, der war ein weiser Mann,

Was heilig ist, kommt oft schlecht an.

Und Buddha weckt ich auf mit Brummmm!

Ich scheiß auf euer Heiligtum!

Fahr 80 auf der Autobahn

Und geb mit einem Skoda an.

Gehst du auf Kreuzfahrt, zum Dschihad

Und machst die Andern einfach platt?

Und denkst, du hast es jetzt geschafft,

Dass dich dein Gott viel lieber hat?

Mein Gott das war ein Heiligtum!

Mein Gott das war ein Heiligtum!

Dein Dachschaden ist viel zu groß,

Der Blick zum Himmel grenzenlos!

Da siehst du nicht die wahre Welt,

Die so wie Gott zu Boden fällt.

Dein Dachschaden ist viel zu groß,

Der Blick zum Himmel grenzenlos!

Da siehst du nicht die wahre Welt,

Die so wie Gott zu Boden fällt.

Mein Gott das war ein Heiligtum!

Mein Gott das war ein Heiligtum!

Mein Gott, mein Gott! Das war ein Heiligtum!

Im Lied steckt ein Zitat von Karlheinz Deschner: "Je größer der Dachschaden, desto schöner der Ausblick zum Himmel!"

Deschner, Karlheinz (*1924+2014), schrieb die Kriminalgeschichte des Christentums und war eine prägende Figur für viele Atheisten und Humanisten.