Musik

041 Hälfte des Lebens

Wir fallen vor dem Chef und manchmal auch vor Gott.

So wie wir jetzt sind, buckeln wir im Alltagstrott.

Doch ich kann es gut abschätzen, bis zum rettenden Ast,

Genügt ein fester Griff und die alte Sprungkraft.

 

Wir hecheln in den Städten mit Masken ins Loft.

So wie wir jetzt sind, glimmt die Flamme schon am letzten Docht.

Doch ich kann es fast schon spüren, in der Enge der Nacht

Genügt ein kleiner Funken Luft, der die Lungen entfacht.

 

Wir hocken vor dem Bildschirm und manchmal an der Bar.

So wie wir jetzt sind, sitzen wir im Nebel, nichts ist klar.

Doch in mir zuckt ein Blitz. Dass es mich raus zieht mit Macht,

genügt `n Blutstrom in den Beinen, in den Füßen ist Kraft.

 

Wir tippen Wörter in den Äther, doch das Echo bleibt weg.

So wie wir jetzt sprechen, führn wir Monologe aus Dreck.

Doch unsere Sprache ist wie Schall. Damit die Zunge erwacht,

genügt `n Lagerfeuer, Freunde und `ne sternklare Nacht.

 

Wir sind Baumwesen und zum Klettern gemacht.

Wir sind Waldwesen und zum Atmen gedacht.

Wir sind Steppenwesen zum Laufen gemacht.

Wir sind Höhlenwesen zum Erzählen gedacht.

 

Wenn du denkst, das ist schon alles, hast du nicht daran gedacht,

Wenn du läufst, wenn du springst, wenn du redest, wenn du lachst,

Hast du doch in deinem Leben alles richtig gemacht,

Denn ein Wesen so wie du, ist für draußen gemacht.

 

Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh

Mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu.

Die Wege sind verlassen und oft sind wir allein.

In diesen grauen Gassen will niemand bei uns sein.

Gar manche Wege führen aus dieser Welt hinaus.

O dass wir nicht verlieren den Weg zum Vaterhaus!


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 Georg Thurmair (*1909+1984)

Thurmair, Georg: Reiselied. In: Die Wacht. Düsseldorf: Verlag der Westdeutschen Arbeiterzeitung. 1935/1938

Die Wacht war eine Zeitschrift innerhalb der katholischen Jugendarbeit in Deutschland. Gründung 1905, ab 1948 als Zentralorgan des 1947 gegründeten BDKJ wiederbegründet. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Wacht Stand 30.10.2021

Georg Thurmair

(Bildnachweis: Thurmair, Georg)

Adolf Lohmnn

(Bildnachweis: Lohmann, Adolf)

 Die Melodie stammt von Adolf Lohmann (*1907+1983), ich habe sie im zweiten Teil des Liedes frech übernommen.


Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh
mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu.

Die Wege sind verlassen, und oft sind wir allein.
In diesen grauen Gassen will niemand bei uns sein.

Nur einer gibt Geleite, das ist der Herre Christ.
Er wandert treu zur Seite, wenn alles uns vergisst.

Gar manche Wege führen aus dieser Welt hinaus.
O dass wir nicht verlieren den Weg zum Vaterhaus!

Und sind wir einmal müde, dann stell ein Licht uns aus,
o Gott, in deiner Güte, dann finden wir nach Haus.