05. Willis Briefe

Über Willi

Hier findest du die Briefe, die von Willi erhalten sind. Sie können außerdem im Menüpunkt "Briefe" aufgerufen werden. Dort sind sie mit dem Papier hinterlegt, dass Willi benutzt hat.

 

 

Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

Amersfoort1, den 27.11.43

 

Meine Lieben!

Heute am Wochenende will ich Euch mal wieder ein Briefchen schreiben. Hoffentlich seid ihr noch alle gesund, welches bei mir auch der Fall ist. Ich habe jetzt nicht mehr so viel Zeit zum Schreiben. Der Dienst wird mit jedem Tag strenger. Wir haben schon manche Stunde unter der Gasmaske geschwitzt. Aber hier gibt es auch wieder schöne Stunden. Gestern war hier eine Spielgruppe K.D.F. Das war mal was anderes wie hinlegen und aufstehen. Die beiden Päckchen werden wohl schon angekommen sein. Es werden morgen 14 Tage das ich die abgeschickt habe. Darin waren enthalten 40 Päckchen Backpulver, Vanillezucker, Pfeffer und noch verschiedene Sachen. Der Koffer ist auch schon abgeschickt, ich hätte euch gerne noch etwas dabei gelegt, aber ich hatte keinen Pfennig Geld mehr in der Kasse. Wir bekommen alle 10 Tage 11 Gulden und die kann man hier schnell ausgeben. An den Dieter muss ich ja auch oft denken. Nun will ich schließen, seid alle vielmals gegrüßt von euerm Willi.

 

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(http://www.gedenken-in-benelux.de/content/index.php?navID=13&aID=17)

 


 

Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 20.1.44

 

Meine Lieben!

Die besten Grüße sendet Euch euer Willi. Habe eure beiden Briefe vom 6.1. und 9.1 mit großer Freude erhalten und sage Dank dafür. Wie ihr schreibt, seid ihr noch alle gesund und munter, dasselbe kann ich auch von mir berichten. Wie ihr schreibt, habt ihr mich Weihnachten sehr vermisst, aber ich habe auch den guten Kuchen vermisst. Ihr fragt auch ob wir schon Gottesdienst gehabt hatten. Ich muss euch mitteilen, dass ich seit meiner Einberufung noch in keinen Gottesdienst wieder gekommen bin. Mit Tuschen Heinz, das ist ja auch traurig, der einzige Junge. Aber wen es treffen soll, den trifft es doch. Euere Annahme wo ich liege, da habt ihr recht. Von Rheinhausen2 habe ich auch Post bekommen. Onkel war ja in seinem Urlaub bei euch. Ich habe auch heut Zulassungsmarken bekommen. Ich lege sie in den Brief, dann könnt ihr mir noch einen kleinen Kuchen schicken. Ihr könnt aber auch 1 Bildpäckchen so schicken, die kommen doch an. Der Dienst ist augenblicklich sehr streng. Ich habe diesen Brief schon am 20. angefangen, aber ich konnte ihn erst heute, am 23. fertig schreiben. Den Dienst, den unsere Einquartierung damals hatte, war noch gar nichts gegen den unseren. Nun will ich schließen in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Seid alle recht herzlich gegrüßt von euerm Willi.

Einen Kuss für den Dieter3

 

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2Dort leben Margarethe und Gustav Trappe, Schwester und Schwager von Oma Maria

3Dieter Bracht, erster Sohn von Oma Maria und Wilhelm, Willi hat viel Zeit mit ihm verbracht, bevor er in die SS gezwungen wurde.


 

Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 23.1.44

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße sendet Euch euer Willi. Habe euern lieben Brief vom 16.1.44 mit großer Freude erhalten und will mich auch gleich bedanken. Wie ihr schreibt seid ihr noch alle gesund, welches bei mir auch der Fall ist. Ich sitze gerade hier in der Schreibstube und habe Telefonwache und da ist die beste Gelegenheit, euch zu schreiben. Heute Nachmittag habe ich schon einmal geschrieben, aber ich habe vergessen die Päckchenmarken einzulegen. Ihr fragt danach, ob hier nichts zu kaufen ist, aber hier ist nichts zu machen, denn wir liegen in einem kleinen Dorf, und da gibt es nur Milch und Eier zu kaufen. Sonst sind hier gar keine Geschäfte und in eine größere Stadt kommen wir nicht. Aber wenn sich mal die Möglichkeit bietet, so werde ich an euch denken. Ihr könnt mir trotzdem noch etwas Geld im Brief schicken, aber mehr wie 20RM nicht. Wie ihr schreibt ist Albrachts Andreas auch gefallen. Es ist ja traurig. Hermann4 sein bester Freund, es ist doch gut, dass es mit Hermann so gekommen ist, sonst läg der jetzt auch bestimmt schwer dazwischen. Von Norbert habe ich auch heute Post bekommen. Die müssen ja auch nun schon bald fort. Ein Bild wollt ihr auch von mir haben, aber ich besitze leider keins und hier ist auch kein Photograph. Aber ihr könnt mal sehen ob ihr dort keine Filme bekommt. Die könnt ihr mir dann schicken. Nun will ich schließen. Seid alle vielmals gegrüßt von euerm Willi. Einen Kuss fürn Dieter ....

Viele Grüße an Volbrachts und alle Bekannte.

Schreib doch mal ob der Koffer angekommen ist?

 

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4ein weiterer Bruder von Oma, verheiratet mit Katharina (genannt Käthe), geb. Tusche

 


 

Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 28.1.44

 

Meine Lieben!

Die besten Grüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi. Mir geht es noch gut und ich hoffe auch das gleiche von euch. Heute hatten wir Besichtigung. Da wir so gut abgeschnitten haben, haben wir einen halben Tag dienstfrei und da bietet sich auch mal wieder die Möglichkeit zum Schreiben. Wie ich heute gehört habe, hat der Tommi auch Dortmund wieder angegriffen. Hoffentlich ist Lisbeth5 und Onkel Wilhelm6 nichts passiert. Ich habe denen auch schon so lange geschrieben, aber ich habe noch keine Antwort wieder bekommen. Ich muss annehmen, dass da irgendetwas nicht in Ordnung ist, aber ich will das Beste hoffen. Ich lege euch noch 2 Päckchenmarken zu, wenn ihr was schicken wollt, könnt ihr das tun. Hier gibt es auch nicht viel Neues. Vom Krieg bekommen wir überhaupt nichts mehr zu hören. Wir wissen überhaupt nicht, dass noch Krieg geführt wird, hier gibt es keine Zeitung und auch kein Radio. Ich bin auch im Laufe dieser Woche mal in eine etwas größere Stadt gekommen und da gibt es auch noch allerhand zu kaufen. Vor allem Schmucksachen und Uhren, auch wunderbare Spielsachen für Kinder. Ihr könnt mir ja mal Geld schicken. Es darf jede Woche 32 RM geschickt werden. Ihr könnt aber ruhig [ruich] mal so was in Briefe legen. Nun will ich schließen in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Es grüßt euch vielmals euer Willi.

Viele Grüße an Familie Willerscheidt!7

 

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5Schwester in Dortmund, verheiratet mit Heinrich Kastrup

6Oma Marias Mann, zu dem Zeitpunkt an der Front in Russland, seit Januar 1944 eingesetzt bei der Belagerung Leningrads

7Hermann und Wilhelmine Willerscheidt, Schwester von Oma, lebten ebenfalls im Willis Heimatort


 

Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt], den 6.2.44

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi.

Habe im Laufe der Woche eure beiden Briefe vom 23.1. und 30.1. bei bester Gesundheit erhalten und sage Dank dafür. Wie ihr schreibt, seid ihr noch alle gesund und das ist ja die Hauptsache. Wie ihr schreibt, ist auch der Koffer und das Paket wieder da. Hermann hat nicht geschrieben, aber er hat immer noch keine Post von euch bekommen. Ich kann euch nur sagen, das ist das Schlimmste was es gibt, wenn man von zu Hause keine Post bekommt, das merkt man erst, wenn man mal selber von zu Hause fort ist. Bei euch liegt ja auch kein Schnee, das kann ich mir aber gar nicht vorstellen. Sonst die Jahre haben wir immer im Februar Ski gefahren und dieses Jahr habe ich nicht eine Schneeflocke gesehen. Hier war heute mal wieder ein schöner Tag die Obstbäume sind schon am blühen. Dass der Dieter oft von mir spricht das glaube ich. Schon der Papa8 ist weg und Hermann und zum guten Schluss geht Onkel Willi auch noch. Aber der wird wohl bald mal auf Urlaub kommen, damit sich der Dieter beruhigt. Die ersten sind schon von unserem Haufen weg. Ich mache augenblicklich einen Unterführer-Lehrgang mit, da könnt ihr euch vorstellen, wie wir geschliffen werden, da wird mir immer gesagt, wer Führer werden will, der muss selber erst mal was mitmachen, aber dafür haben wir es später besser. Zum Schreiben bekommt man in der Woche keine Zeit, dann muss man schon nach Zapfenstreich arbeiten. Heute habe ich auch mal wieder richtig gegessen. Weißbrot, dicke Butter, 5 Eier und einen Ltr. Milch. Da könnt ihr euch vorstellen wie wir leben. Sowas könnt ihr euch zu Hause nicht leisten, aber wir habens ja auch nötig. Nun will ich schließen in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Es grüßt euch vielmals euer Willi.

 

Schreibt mal wieder, viele Grüße an Walter [Volbracht].

 

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8Wilhelm Bracht, Oma Marias Mann


 

Willi Fobbe an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt],den 13.2.44

 

Meine Lieben!

Die besten Grüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi.

Habe heute euer Päckchen vom 4.1. mit großer Freude erhalten und mich sehr gefreut, die Sachen waren noch alle gut besonders der Kuchen und die Wurst. Ihr seid ja noch alle gesund und das gleiche kann ich auch von mir sagen. Judiths Bernhard war auch schon mal wieder auf Urlaub da, der hat ja Glück. Hoffentlich komme ich auch noch mal nach Hause vor unserem Einsatz. Der Tommi9 wird euch jetzt auch wohl viel zu schaffen machen, der fliegt nämlich jede Nacht hier durch. Heute war ich auch mal wieder in der Stadt und habe gesehen, dass dort noch allerhand zu kaufen ist besond. Wollsachen für Kinder jetzt fehlt mir noch das Geld. Ich schreibe euch noch mal, dass ihr bis zu 30RM schicken dürft und dann auf Zahlkarte, das ist das beste. Auch habe ich wieder 2 Päckchenmarken bekommen aber ihr braucht mir nicht soviel zu schicken. Da könnt ihr Wilhelm mal was von schicken, der kann es in Russland besser gebrauchen, wir haben hier genug zu essen. Ich habe auch diese Woche Post von Lisbeth, Minchen und Margrete bekommen. Denen geht es ja auch allen noch gut. Willerscheidts Hermann liegt ja auch nun in Frankreich. Hier liegt ja soviel Militär. Dennoch wird doch damit gerechnet das der Engländer hier angreifen will, aber wir werden ihm schon die Jacke voll hauen. Nun will ich schließen in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Es grüßt euch vielmals euer Willi.

 

Einen Kuss fürn Dieter!

 

 

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9Luftangriff der Engländer auf Kassel, Henschelwerke, war schon im Oktober 1943, Angriff auf die Talsperren, Operation Chastise schon im Mai 1943, Operation Crossbow, gegen die V-Waffen Stützpunkte, u.a. Kassel, Fieseler (V1) Nov.43. Ab 1944 wurden Angriffe auf Eisennach, Jena und Erfurt geflogen, wozu Westfalen und Nordhessen überquert werden musste. [Noch genauer zu recherchieren]


 

Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 14.2.44

 

Meine Lieben!

Die besten Grüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi. Habe heute euer liebes Briefchen vom 6.2.44 mit den 10RM dankend erhalten. Gesundheitlich geht es euch ja auch noch ganz gut und das gleiche kann ich auch von mir sagen. Auch habe ich heute Post von Walter bekommen, dem geht es ja auch noch gut. Klar, dass er da jetzt so alleine rumläuft, das gefällt ihm nicht. Das Päckchen von euch, das ihr durch Judiths Bernhard geschickt habt, habe ich auch bekommen. Der Kuchen hat sehr gut geschmeckt und jetzt kann ich auch mal ein paar Bilder schicken, in nächster Zeit. Für das Geld werde ich erst mal Kinderwäsche kaufen, das wird wohl das Wichtigste sein. Auch gibt es hier Strümpfe zu kaufen. Ich werde mal sehen, was sich noch machen lässt. Ich werde mir erst noch einen Füller kaufen. Ich muss nun schließen, gleich ist nämlich Zapfenstreich. Es grüßt euch vielmals Euer Willi.

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 20.2.44

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße sendet Euch euer Willi. Habe gestern euer Geld, die 30RM erhalt[en] und mich sehr gefreut das ich euch endlich mal was schicken kann. Gesundheitlich geht es mir noch gut und das gleiche hoffe ich auch von euch. Auch habe ich heute Post von Rheinhausen und von Gisela aus Dortmund erhalten, denen geht es ja auch allen noch gut. Hier ist auch augenblicklich schlechtes Wetter. Es ist viel am Regnen, aber das kann uns ja nicht erschüttern. Der Engländer wird euch auch wohl viel zu schaffen machen, der fliegt hier nämlich bald jede Nacht rüber. Unsere alte Kaserne in Amersfoort ist auch jetzt bombardiert worden. Da hat es auch viele Tote gegeben. Es ist ja ein Glück, dass wir nicht mehr da sind. Liebe Maria schick mir doch mal bitte von Wilhelm die Adresse, die haben ja augenblicklich in Russland nichts zu lachen. Wir warten auch täglich auf unseren Einsatz. Hoffentlich schickt man uns erst noch mal auf Urlaub. Nun will ich schließen in der Hoffnung, auf ein baldiges Wiedersehen. es grüßt euch vielmal euer Willi.

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 25.2.44

 

Meine Lieben!

Die besten Grüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi. Habe euern lieben Brief vom 15.2.44 mit großer Freude erhalten. Wie ihr schreibt, seid ihr noch alle gesund, das gleiche kann ich auch von mir sagen. Wie ihr schreibt, liegt bei euch jetzt hoher Schnee. Ich möchte jetzt ja mal gerne zu Hause sein, um mich mal wieder richtig austoben zu können. Aber die Zeit wird auch wieder kommen. Bei euch sind ja wieder allerhand gefallen. Es ist ja traurig, aber wer weiß wo es gut für ist. Liebe Maria, wie du schreibst so liegt Wilhelm auch wieder schwer dazwischen. Die sind ja in Russland schon ein schönes Stück näher zur Heimat gekommen. Dann kannst du auch schon mal ehr damit rechnen, dass er in Urlaub kommt. Aber wir wollen doch hoffen, dass wir uns alle noch einmal wiedersehen. Ich will auch in den nächsten Tagen ein Päckchen mit Rauchwaren nach Wilhelm schicken, denn ich habe mir das Rauchen ja allmählich abgewöhnt. Nun meine Lieben will ich schließen. Bleibt gesund und seid recht herzlich gegrüßt von euerm Willi.

Einen Kuss fürn Dieter dem Ranger.

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 28.2.44

 

Meine Lieben!

Die besten Grüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi. Da ich gerade Zeit habe, will ich euch kurz ein paar Zeilen schreiben. Ich habe nämlich mal wieder Wache und da weiß man sonst nicht, was man tun soll. Gesundheitlich geht es mir noch ganz gut und das gleiche hoffe ich auch von euch. Hier ist augenblicklich sehr schlechtes Wetter. Es ist am schneien und am regnen und da könnt ihr euch vorstellen, was das Wache schieben Spaß macht. Gestern haben wir auch mal wieder einen deutschen Film gesehen, da könnt ihr euch vorstellen, was das für eine Freude war für uns. Ab 1. März beginnt auch der Urlaub. Wenn es dem A.B.C. nach geht, kann ich ja Glück haben, das ich bald dran komme. Und wenn es dem Alter nach geht, muss ich eben noch ein Jahr warten. Bei euch wird jetzt wohl hoher Schnee liegen, das ist ja das richtige für den Dieter. Ich möchte ihn ja mal wieder gerne sehn, wie er am Rodeln ist. Norbert hat mir auch geschrieben. Wie er schreibt sind viele von ihnen zu den Fliegern gezogen worden, aber die sollen ja nicht so früh lachen. Der größte Teil kommt bestimmt noch zur ss. Da werden nämlich allerhand Leute gebraucht. Ich habe auch einen Lanzer aus Elleringhausen getroffen. Nun will ich schließen. Bleibt gesund und seid alle recht herzlich gegrüßt von eurem Willi.

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 5.3.44

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi. Gesundheitlich geht es mir noch gut und das gleiche hoffe ich auch von euch. Habe schon 8 Tage keine Post mehr von euch bekommen. Habe heute ein Päckchen fertig gemacht für euch mit Zigaretten, Bonbons und ich habe hier so viel Seife, die könnt ihr ja dort auch verwenden. Die beiden vollen Filme könnt ihr auch Kleffners bringen zum entwickeln. Wenn die Bilder was geworden sind, könnt ihr von jedem drei Stück machen lassen. Ich lege euch auch ein Bild bei, aber bekommt keinen Schrecken, ich seh nämlich aus wie ein Schwerverbrecher, aber für in einen Totenzettel sind sie gut. Ich habe auch noch einige Sachen gekauft für euch, die schicke ich in den nächsten Tagen ab. Aber nun muss ich schließen. In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen, es grüßt euch vielmals euer Willi.

Einen Kuss fürn Dieter.

 

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 12.3.44

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße sendet Euch Willi. Habe nach langem Warten euer liebes Briefchen vom 3.3. mit großer Freude erhalten. Wie ich aus euern Zeilen ersehe seid ihr ja noch alle gesund. Dasselbe ist bei mir auch der Fall. Wie ihr schreibt liegt der kleine Friedhelm in der Klinik, aber der wird sich wohl wieder erholen. Da will ich es schon gerne glauben, das ihr keine Zeit zum Schreiben hattet. Bei euch liegt ja jetzt hoher Schnee und hier ist das schönste Wetter, da macht [magt] das Soldat spielen richtig Spaß. Liebe Maria ich lege das deutsche Geld wieder bei, das bekomme ich hier nicht eingetauscht. Ihr könnt wohl mit der Post im Monat 36RM [30?] schicken, aber nichts mehr in Briefen, sonst werde ich noch bestraft. Auch habe ich vorige Woche ein Päckchen abgeschickt. Es ist zwar nicht viel, aber in den nächsten Tagen kommt mehr. Ich lege auch wieder 2 Päckchenmarken bei. Ihr könnt mir mal meine Turnschuhe mitschicken. Wilhelm habe ich auch geschrieben. Hoffentlich bekommt er die Post. Liebe Maria, seht aber zu, dass ihr die Bilder schnell wieder bekommt und schickt sie mir bitte gleich hier her. Wir können hier jetzt auch jede Woche in den Film gehen. Das ist wenigstens noch ein wenig Abwechslung. Ich habe auch von Rheinhausen Post bekommen. Denen geht es ja auch soweit noch ganz gut. Nun die Hauptsache, die Urlaubsfrage: es fahren jeden 4. Tag 3 Mann und es dauert ungefähr 8 Monate bis dass wir alle durch sind. Wenn ich nun jetzt noch nicht komme dann aber später in der Erntezeit. Da könnt ihr mich ja auch besser gebrauchen. Nun Schluss für heut, seid alle vielmals gegrüßt von euerm Willi.

Einen Kuß fürn Dieter.

Viele Grüße auch an Familie Willerscheidt.

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 19.3.44

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße sendet Euch Willi.

Habe euren lieben Brief vom 15.3. mit großer Freude erhalten und mich sehr gefreut, dass ich so schnell Antwort bekommen habe. Gesundheitlich geht es euch ja noch ganz gut und das gleiche kann ich auch von mir sagen. Aber das mit dem Bild für den Totenzettel, das war nicht so gemeint, wie ihr es aufgenommen habt. Ihr braucht euch vorläufig noch keine Sorgen um mich zu machen. Mit dem Urlaub zu Ostern, das wird wohl nicht geraten, denn jetzt sind erst die Ehemänner dran, die 2-3 Kinder haben, aber Juli, August werde ich wohl kommen. Hier ist es augenblicklich sehr heiß, noch schlimmer wie bei uns im Sommer. Auch habe ich heute ein Päckchen bekommen von Lisbeth und von euch ist hier Geld angekommen, aber mir wurde gesagt, das wurde zurückgeschickt, weil ich diesen Monat schon mal was bekommen hätte. Lisbeth hat mir nämlich 30RM geschickt. Wie Ihr schreibt, hat Hermann auch Post von euch bekommen. Da bin ich ja wirklich froh drüber, denn noch schlimmeres gibt es gar nicht beim Kommis, wenn man keine Post bekommt. Euere Sämereien habt ihr ja auch schon von Rüthers erhalten und wenn euch noch so kleine Sachen fehlen, dann schreibt es mir noch, dann kann ich mal zusehen ob ich das hier nicht bekomme. Auch habe ich heute ein Päckchen fertig gemacht für euch, aber einen [...]zen habe ich nicht bekommen und Strümpfe schicke ich im nächsten Paket mit. Vergesst mir aber nicht die Bilder zu schicken. Nun Schluss für heute. Seid alle recht herzlich gegrüßt von eurem Willi.

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 25.3.44

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße sendet Euch euer Willi. Habe in dieser Woche keine Post von euch erhalten. Aber ich will euch doch noch kurz daran erinnern, dass ich noch Lebe.[!] Gesundheitlich geht es mir noch gut und das selbe hoffe ich auch von euch. Bei euch wird ja jetzt auch wohl der Winter vorbei sein und dann geht ja auch wieder alle schwere Arbeit für euch los. Es ist ja schade, dass ich euch dabei nicht helfen kann. Hier ist augenblicklich das schönste Mai Wetter. Was macht denn der kleine Friedhelm? Hoffentlich ist er bald wieder gesund.10 Die Flieger werden euch auch sicher noch zu schaffen machen. Die fliegen nämlich jede Nacht hier rüber, hoffentlich passiert denen in Dortmund und Rheinhausen nichts mehr. Bis jetzt hat es ja immer noch gut gegangen in der Familie. Schreibt doch mal was es sonst dort für Neuigkeiten gibt. Nun will ich schließen in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Es grüßt euch herzlich euer Willi.

Einen Kuss fürn Dieter.

 

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10Friedhelm Bracht, mein Vater, war zu dem Zeitpunkt an einer Lungenentzündung erkrankt.


 

Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 2.4.44

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi.

Habe eure Karte mit großer Freude erhalten und mich sehr gefreut, dass es euch noch gut geht, das gleiche kann ich auch von mir sagen. Der kleine Friedhelm macht euch ja jetzt viele Sorgen. Aber ich will ja hoffen, dass er bald wieder gesund wird. Hier ist es jetzt sehr warm. Bei euch wird ja jetzt auch wohl der Winter vorbei sein. Es wird ja auch höchste Zeit, dass die Saat in die Erde kommt. Hier ist schon alles am Wachsen. Es ist ja schade, dass ich dieses Jahr zu Ostern nicht bei euch sein kann, denn ich möchte mal zu gerne sehen, wie der Dieter hinter seinen Ostereiern hersucht. Hoffentlich bringt ihm der Osterhase tüchtig was. Ich habe auch wieder ein Päckchen abgeschickt mit Kinderwäsche. Hoffentlich passt alles gut. Und dann habe ich hier soviel Seife, die kann ich gar nicht alle verwenden. Und Schreibpapier, das bekommen wir hier immer bei der Marketenderware, das werde ich auch in den nächsten Tagen schicken. Wie ihr schreibt, habt ihr das eine Päckchen noch nicht bekommen, aber wenn es ankommen sollte, dann lasst bitte sofort die Bilder entwickeln und schickt sie mir dann, denn meine Kameraden fragen schon jedes Mal, wann ich Post von euch bekomme, ob die Bilder noch nicht dabei sind. Und wenn ihr mal wieder ein Päckchen schickt, dann schickt mir bitte mal ein paar Fußlappen und Schnürriemen mit. Nun will ich schließen für heute. Ich wünsche euch ein frohes Osterfest. Und nun seid herzlich gegrüßt von euerm Willi.

Bild: Dieter beim Ostereier suchen.

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 9.4.44

 

Meine Lieben!
Die besten Ostergrüße au der Ferne sendet Euch Willi. Habe schon 8 Tage keine Post mehr von euch bekommen, aber ich will ja hoffen, dass es euch noch gut geht, das gleiche kann ich nämlich auch von mir sagen. Den ersten Ostertag habe ich gut verbracht. Das Essen war besonders gut. Zu Mittag gab es Kartoffeln, Gulasch Blumenkohl und Pudding und zum Kaffee Kuchen aller Art und Bohnenkaffee. Da könnt ihr euch vorstellen, wie wir gegessen haben. Ich glaube, so gut habt ihr zu Hause nicht gelebt. Aber trotzdem! So ein Ostern ohne einmal in die Kirche zu kommen, das ist doch nicht das richtige. Auch das schönste Osterwetter haben wir hier. Bei euch wird ja jetzt auch wohl der Schnee weg sein.

Wie ist das eigentlich mit den Bildern. Wenn die fertig sind, schickt sie mir sofort, denn meine Kameraden fragen schon jeden Tag danach. Schreibt mir doch mal, wo Wilhelm jetzt eigentlich ist, die gehen ja in Russland schön zurück. Wenn das so weiter geht, ist bald der Krieg aus. Und dann schreibt mal, ob schon wieder welche eingezogen sind. Nun will ich Schluss machen für heute, seid alle recht herzlich gegrüßt von euerm Willi.

 

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 14.4.43[44??]

 

Meine Lieben!

Die besten Grüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi. Habe euer liebes Briefchen vom 5.4 mit großer Freude erhalten und mich sehr gefreut. Besonders über die Bilder. Gesundheitlich geht es euch ja noch ganz gut. Das gleiche kann ich auch von mir sagen. Wie ihr schreibt, habt ihr auch wieder ein Päckchen unterwegs und zwar durch Judiths Bernhard.

Hoffentlich kommt das auch an. Ich will das beste hoffen. Gustav war ja auch mal wieder ein paar Tage da. Wilhelm wird ja auch bald mal wieder kommen oder ich. In nächster Zeit wird wohl einer vor der Tür stehen. Aber ihr braucht euch nicht zu früh freuen, denn es wird doch noch ein paar Wochen dauern. Die Kuh muss auch bald melk werden. Hoffentlich klappt alles gut und dann fehlt nur noch der Willerscheidt. Ihr wisst ja, wie ich das meine. Den Osterkuchen werdet ihr ja auch wohl ohne mich alle bekommen. Aber das werde ich alles nachholen, wenn ich kommen sollte. Ich lege euch ein Bild bei, das könnt ihr wenigstens mal ans Licht kriegen, das kleine Bild lasst mir ja verschwinden. So nun will ich Schluss machen für heute. Seid alle vielmals und herzlich gegrüßt von euerm Willi.

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 23.4.44

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi. Habe euer liebes Briefchen vom 16.4. mit großer Freude erhalten und mich sehr gefreut. Gesundheitlich geht es euch ja noch ganz gut und das gleiche kann ich auch von mir sagen. Wie ihr schreibt habt ihr auch 2 Päckchen abgeschickt. Aber bis jetzt ist hier noch nichts angekommen. Ich habe auch wieder 2 Päckchenmarken, die lege ich bei. Von Wilhelm habe ich auch Post bekommen, der ist ja schon reichlich weit zurückgegangen. Das ihr in den Gärten jetzt viel zu tun habt, das glaube ich schon, das macht nur öfter und nehmt euch son gar Russen.[nicht entzifferbar, Rücken?] Murkst euch ja nicht kaputt.

Und die Kuh habt ihr schon wieder verkauft. Aber hoffentlich bekommt ihr euer Geld wieder. Nun will ich schließen, seid nochmals herzlich gegrüßt von euerm Willi.

 

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

Umschlag: Fam Hein. Fobbe... Feldpost 5.5.44 Abs ssKan.Fobbe F.P No30615D

[Ort unbekannt] 2.5.44

 

Meine Lieben

Die besten Grüße aus der Ferne sendet [2x] Euch euer Willi. Habe gestern das Päckchen mit den Bildern mit großer Freude erhalten. Aber sonst ist hier noch nichts von euch angekommen, auch nicht das Päckchen, was ihr Judiths Bernhard mitgegeben habt. Sonst geht es mir noch ganz gut und das gleiche hoffe ich auch von euch. Ich habe in der letzten Zeit wenig Zeit gehabt zum Schreiben, aber jetzt wird es doch endlich Zeit. Da ich heute auf meinem Geburtstag dienstfrei habe, will ich aber euch nicht vergessen. Auch habe ich wieder 2 Päckchenmarken bekommen. Die lege ich bei. Hier ist augenblicklich das schönste Wetter. Mit dem Urlaub das ist jetzt nun vorbei. Vielleicht wär ich diesen Monat noch gekommen, aber [ist] jetzt ja die Urlaubssperre dazwischen gekommen. Schreibt mir bitte noch, ob ihr das Bild bekommen habt. Von Rheinhausen habe ich auch heute Post bekommen. Nun will ich Schluss machen für heute. Seid alle vielmals gegrüßt von eurem Willi.

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 7.5.44

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi. Habe euer Briefchen vom 29.4. mit großer Freude erhalten und sage euch Dank dafür. Gesundheitlich geht es euch ja noch ganz gut und das gleiche kann ich von mir auch sagen. Über das Bild habt ihr euch ja sehr gefreut. Eure Gärten habt ihr nun auch endlich fertig. Wie ihr schreibt, wollt ihr auch wieder eine neue Kuh kaufen. Hoffentlich habt ihr Glück, das ihr eine gute wiederbekommt. Mit dem Urlaub, das soll wohl nichts geben. Ich wäre ja jetzt an der Reihe gewesen. Aber nun ist ja hier in Frankreich Urlaubssperre. Von der Fliegerei habt ihr ja auch nun schon was zu spüren bekommen. Aber wenn es mehr nicht gibt, könnt ihr noch zufrieden sein. Hier fliegen die Tommis jeden Tag durch. Aber geworfen haben sie noch nichts. Schreibt mir doch mal was Hermann eigentlich schreibt. Dem wird es ja auch wohl sehr langwierig werden, der kann nun gar nicht mehr an Urlaub denken, aber wir wollen hoffen, dass dieser ganze Zauber bald vorbei ist. Nun will ich schließen in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen, es grüßt euch herzlich euer Willi.

Was sagt der Dieter denn zu dem Bild, hat er mich überhaupt wiedererkannt?

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] 14.6.[5].44

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße aus der Ferne sendet Euch euer Willi.

Habe euer liebes Briefchen vom 1.5. mit großer Freude erhalten. Wie ihr schreibt, seid ihr ja noch alle gesund, das gleiche kann ich von mir auch sagen. Außer den kleinen Dieter, der hat ja den Ziegenpeter, der arme Junge ist ja zu bedauern. Auch habe ich gestern das Päckchen von Judiths Bernhard erhalten. Das Gebäck und der Speck hat sehr gut geschmeckt. Sonst habe ich ja keinen Speck gegessen, aber jetzt ist es doch anders. Wir waren zu einem Manöver weg und da war das Brot alle. Da habe ich das ganze Stück Speck so aufgegessen. Beim Kommis lernt man alles. Auch Speck essen. Ich kann bloß nicht verstehen, dass ihr mein Päckchen nicht bekommen habt, das ist nun schon bald sechs Wochen unterwegs. Das wird wohl durch die vielen Bombenangriffe verloren gegangen sein. Aber ich habe schon wieder eins zusammen. Das werde ich in den nächsten Tagen abschicken. Auch habe ich wieder zwei Päckchenmarken, die ich mitschicke. Bei euch gibt es ja auch wieder allerhand neues. Meiers Jürgen ist gefallen, und Steinhofs Karl hat beide Füße erfroren, das ist auch schrecklich für die Eltern, so als einziger Junge. Aber wer weiß, was der Krieg noch alles mit sich bringt. Hoffentlich ist das alles bald vorbei. Sonst wüsste ich nicht viel neues. Nun will ich schließen in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Seid vielmals gegrüßt von eurem Willi.

Einen Gruß fürn Dieter.

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 21.5.

 

Meine Lieben!

Die besten Sonntagsgrüße aus der Ferne sendet euch euer Willi. Habe euer liebes Briefchen vom 7.5. mit großer Freude erhalten. Gesundheitlich geht es euch ja noch ganz gut, welches bei mir auch der Fall ist. Ihr schreibt, dass ich euch solange nicht geschrieben habe, das kann schon sein, denn wir fahren nämlich jede Woche weg zum Schießen und da findet man selten Zeit zum schreiben. Morgen geht es wieder für längere Zeit weg. Auch habe ich heute ein Päckchen abgeschickt mit Wäsche. Ich wollte ja noch ein paar Strümpfe kaufen, aber das Geld reichte nicht mehr. Wie du schreibst kommt Wilhelm auch bald wieder auf Urlaub. Hoffentlich ist bald die Urlaubssperre aufgehoben, dass ich auch mal das Glück habe. Wie ist das, habt ihr schon wieder eine Kuh, damit ihr ordentlich Milch habt. Ich trinke hier jeden Tag meist Lt. Milch [?]. Liebe Maria, etwas habe ich noch vergessen. Erstmal meinen herzlichsten Glückwunsch zum Muttertag und dann wünsche ich euch allen ein recht frohes Pfingstfest. Nun liebe Maria will ich mal schließen.

Bleibt gesund und seid alle recht herzlich gegrüßt von euerm Willi.

Besonders der kleine Dieter.

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

[Ort unbekannt] den 24.5.44

 

Meine Lieben!

Die besten Lebensgrüße sendet Euch euer Willi. Habe heute eure Liebe Karte mit großer Freude erhalten. Erst mal vielen Dank für die Glückwünsche zum Namenstag. Gesundheitlich geht es euch ja noch ganz gut, das gleiche kann ich auch von mir sagen. Am Sonntag habe ich auch ein Päckchen abgeschickt. Hoffentlich kommen die Sachen gut an. Wie du schreibst willst du wieder Geld schicken, aber dann werde ich erst noch Strümpfe kaufen. Schreib mir mal welche Größe du haben musst. Das Wetter ist hier jetzt wieder ausgezeichnet, hoffentlich bleibt es so, dann werde ich schon die Pfingsttage gut verbringen. Nun will ich schließen. Seit nochmals recht herzlich gegrüßt von euerem Willi.

 

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Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

Frankreich 17.6.44

 

Meine Lieben!

Endlich komme ich mal wieder dazu, Euch zu schreiben. Ihr werdet ja auch wohl erfahren haben, dass der Amerikaner hier gelandet11 ist und wir sind auch direkt zum Einsatz gekommen. Aber ihr braucht euch darum keine Sorgen zu machen. Ich werde schon heil wieder nach Hause kommen. Der Traum auf den schönen Urlaub ist jetzt vorläufig aus. Ich habe nun schon 3 Wochen nichts mehr von euch gehört. Hoffentlich seid ihr noch alle gesund, welches bei mir ja auch der Fall ist. Was machen die Kinder noch und wie geht’s Wilhelm? Auch habe ich allerhand Wolle für euch. Hoffentlich finde ich noch mal die Gelegenheit sie euch zu schicken. Ihr müsst schon die Schrift entschuldigen, aber ich liege nämlich im Straßengraben und die Granaten schlagen links und rechts von mir ein. Nun will ich für heute schließen. Seid alle recht herzlich gegrüßt von euerm Willi.

Viele Grüße an Minchen u. Margrete und an alle Bekannten.

 

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11Operation Overlord (D.Day) am 6.6.1944 


 

Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

Frankreich, den 24.6.44

 

Meine Lieben!

Die besten Grüße sendet Euch euer Willi. Da ich schon lange nichts mehr von euch gehört habe, muss ich doch mal anfragen, wie es euch geht. Ich will ja hoffen, dass ihr noch alle gesund seid, welches bei mir auch der Fall ist.

Gestern habe ich Post von Margrete und von Lisbeth bekommen. Die haben euch ja beide besucht und Tante aus Rheinhausen ist auch mal wieder eine ganze Woche bei euch.12 Hoffentlich erholt sie sich gut. Ich wünsche ihr alles Gute. Ich bin nun auch schon drei Wochen im Einsatz, aber ich habe bisher immer noch Glück gehabt. Nur meine ganzen Sachen sind verbrannt. Ich habe nur noch das, was ich am Leibe trage. Meinen Brief mein Bild, nichts habe ich mehr von euch und ich würde mich freuen, wenn ich noch ein paar Fotos von euch bekomme.

Ich glaube ihr möchtet auch gern mal wissen, wo ich liege. Ich liege ungefähr 5klm vor Parantemcour13. Das größte Unglück hier sind die Fliegen, die fressen einen bald auf. Wie mir Lisbeth schrieb, habt ihr auch wieder eine neue Kuh. Hoffentlich habt ihr da Glück mit. Was machen die schönen Kirschen. Es ist ja schade, dass ich jetzt nicht bei euch sein kann. Hoffentlich hat der Krieg hier bald ein Ende und wir kommen gesund wieder nach Hause. Was macht der Dieter und der Friedhelm. Nun will [ich] schließen. In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen grüßt euch euer Willi. Schickt mir mal wieder sämtliche Adressen von allen, damit ich mal wieder schreiben kann.

 

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12Meist waren das Besuche, weil es im Ruhrgebiet zu gefährlich war. Ob das in diesem Fall auch der Grund war, weiß ich leider nicht.

13Ortsname war nicht genau zu entziffern. Eventuell ist Carentan gemeint.


 

Willi an Heinrich Fobbe und Maria Bracht

Im Felde, den 2.7.44

 

Meine Lieben! Euren lieben Brief habe ich mit Dank erhalten und mich sehr gefreut, dass ich mal wieder was von euch gehört habe. Gesundheitlich geht es euch ja noch ganz gut, das gleiche kann ich auch von mir sagen. Glück muss man haben, sonst geht es einem hier schlecht. Mir sind kürzlich mal die Kugeln um den Kopf gepfiffen, aber es hat mir nicht viel getan, von zwei Splittern ist mir nur der Rock zerrissen worden, aber den kann man ja schnell wieder flicken. Aber ihr braucht euch nun keine Sorgen um mich zu machen, ich pass schon auf, dass ich am Leben bleibe. Liebe Maria, du schreibst da, dass am 1. Juli die Urlaubssperre aufgehoben wird, aber da ist uns noch nichts von bekannt. Das wäre ja prima, wenn das wahr ist, aber mit dem Urlaub, das wird doch wohl nichts geben, bis der Tommi hier raus ist. Wie ist es mit euerm Heu, Habt ihr das schon ab oder wartet ihr noch auf Wilhelm. Das wäre ja fein, wenn der käme, dann hättet ihr wenigstens etwas Hilfe. Marianne hat mir auch heute geschrieben. Die will auch keine Ferien nehmen und will euch bei der Heuernte helfen. Nun will ich mich erst mal bei euch bedanken für das schöne Bildchen. Der Friedhelm ist ja schon ein großer Junge geworden. Dem wird wohl das Zeug nicht mehr passen, was ich ihm geschickt habe. Und Dieter mit seinem Tirolerhütchen ist ja auch ganz gut dabei. So aber nun muss ich wieder schließen. Seid alle recht herzlich gegrüßt von euerm Willi.

 

 

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Auf der nächsten Seite ist ein Original-Brief von Willi angefügt.